Florida ist viel mehr als Miami 

Sieht man Berichte über Florida, dann steht zumeist Miami im Vordergrund. Und wer an Florida und Vergnügungsparks denkt, der kommt unweigerlich auf Orlando und die großen Parks „Walt Disney World", „Seaworld" und „Universal Studios". Ohne Frage, dort kann man seine Tage kurzweilig verbringen. Und doch, wer einmal Lust hat, einen Vergnügungspark der etwas anderen Art zu erleben, der sollte es nicht verpassen, bei seinem Florida-Aufenthalt auch dem in Europa weniger bekannten Park „Busch Gardens" in Tampa einen Besuch abzustatten.

Knapp 20 Kilometer von den atemberaubendsten Stränden am Golf von Mexico entfernt, wird hier ein Vergnügen angeboten, das sich so ganz anders präsentiert als die kitschige Kunstwelt Walt Disneys. Die Kombination aus Vergnügungspark und Tierpark rund um das große Thema Afrika ist es, die „Busch Gardens" mit seinen zwei Quadratkilometer Fläche so attraktiv macht. Und nicht zu vergessen – auch zu einem relativ preiswerten Vergnügen im Vergleich mit „Disney World". Denn während man dort für jeden der Einzelparks mit ca. 35 Dollar zur Kasse gebeten wird, hat man in „Busch Gardens" für den gleichen Preis Tiere und tierischen Spaß.

Seit mehr als 40 Jahren gilt der zur Anheuser-Busch-Brauerei gehörende Park in den Staaten als eine der führenden Einrichtungen im zoologischen Spektrum. Im Zoo – einem der größten in Nordamerika – leben mehr als 2700 Tiere aus 340 Arten. Hier leben mehr Wildtiere als in jedem anderen Zoo Nordamerikas, auf Käfighaltung wurde dabei weitgehend verzichtet. Kängurus und Koala-Bären gehören ebenso dazu wie Erdmännchen, Löwen und Giraffen. Wer hat schon einmal gesehen, wie graziös sich ein Nilpferd unter Wasser bewegt? Dieses eindrucksvolle Ballett kann man hier ebenso erleben wie riesige Schildkröten, Menschenaffen, unzählige Vögel – darunter auch das Wappentier der vereinigten Staaten, den Weißkopf-Seeadler – sowie als besondere Attraktion weiße bengalische Tiger.

Eine andere Attraktion in Sachen Wildnis ist „Das Herz von Afrika". Was im Prospekt als „aufregendste Safari außerhalb Afrikas" beschrieben wird, entpuppt sich als überaus interessanter Rundgang durch ein nachgestelltes Serengeti-Lager. Auf einer sechs Hektar großen Fläche tummeln sich Löwen, Hyänen, besagte Nilpferde, Paviane, Meerkatzen und viele andere Tiere. Wem das Herz aber mehr nach einem Nervenkitzel in Sachen Looping schlägt, der kommt in „Busch Gardens" ebenso auf seine Kosten. Aber was heißt in Amerika schon, „auf seine Kosten kommen".

Natürlich geht es dabei um Superlative, und so findet man auch im westlichen Florida Attraktionen, gegen die selbst Disney-Knüller verblassen. Da wäre zum Beispiel „Montu", benannt nach einem afrikanischen Kriegsgott. Die mit 70 Metern höchste und mit 1200 Metern längste Überkopf-Achterbahn – will heißen, die Beine baumeln wie beim Sessellift frei in der Luft, jagt die Fahrgäste mit mehr als 120 Kilometern pro Stunde durch die Luft. Ein süchtig machender Wahnsinn, der einem aufgrund der Fliehkräfte den fragwürdigen Erfolg schenkt, kurzzeitig fast viermal so schwer zu sein wie sonst. Das kann man zum Glück ausgleichen, wenn man die am anderen Parkende gelegene größte und schnellste Achterbahn im Südosten der USA besucht – „Kumba". Hier nämlich gibt es eine Spiralkonstruktion, die einem für drei Sekunden das Gefühl gibt, schwerelos zu sein. Millionen von Besuchern waren seit der Eröffnung auch schon von dem Wahnsinns-Looping mit einem Durchmesser von 35 Metern begeistert. Damit nicht genug, stehen mit „Scorpion" und „Python" zwei weitere Achterbahnen sowie zahlreiche andere Fahrgeschäfte bereit, die jedem – zumindest in den Phasen, in denen der Kopf nach unten hängt – die Haare zu Berge stehen lassen.

Ein ebenso rasantes Angebot – auch wenn man sich kaum vom Platz bewegt – ist die 1999 eröffnete Attraktion „Ackbars Adventure Tours". Man sollte sich unbedingt auf diesen Trip begeben – eine Horror-Reise durch die ägyptischen Pyramiden erlebt man schließlich nicht alle Tage. Aber auch für diejenigen, die den Kopf lieber oben behalten, bietet „Busch Gardens" einiges. So zum Beispiel eine Wildwasser-Spritzfahrt oder die „Tanganyika Tidal Wave" – eine erst recht harmlose Fahrt in einem riesigen Floß, an deren Ende aber, egal wo man sitzt, die unvermeidliche Dusche folgt. Nun – bei der fast immer scheinenden Sonne in Florida ist man schnell wieder trocken.

Aber „Busch Gardens" bietet auch Erholung. Ob in der Eisenbahn oder der Einschienenbahn, mit denen man durch zu Fuß unzugängliche Gebiete kommt und zahlreiche Tiere in Freigehegen beobachten kann, oder aber bei den zahlreichen Shows, die von „Hollywood live on Ice" über das Delphinarium bis hin zum Kindertheater im traumhaften „Drachenland", einem riesigen Spiel und Tummelplatz für die Kleinen, reichen – hier kommt jeder auf seine Kosten.

Wer von all dem noch nicht genug hat – die größte Attraktion findet außerhalb von „Busch Gardens" statt. Dazu muss man noch einmal zwölf Meilen Richtung Westen nach Clearwater Beach fahren, und dann kann man ihn erleben, den unvergesslichen Sonnenuntergang über dem Golf von Mexico.

 

Reisetipps:

Flüge von Deutschland nach Tampa sind mit renommierten Fluggesellschaften wie Lufthansa, American Airlines oder Delta Airlines bereits ab 700 Mark zu buchen. Mietwagen sollten bereits in Deutschland geordert werden, da das deutlich billiger ist (knapp 400 Mark inklusive Vollkasko ohne Kilometerbegrenzung). Gleiches gilt für Hotels der mittleren und oberen Preisklasse. Unterkünfte jeder Kategorie findet man aber auch in Tampa und Umgebung problemlos. Hauptreisezeit ist Januar bis April, dann steppt allerdings speziell in Clearwater Beach der Bär, zahlreiche Diskotheken rund um den Pier machen die Nacht zum Tag. Ruhefans ist das „Clearwater Beach Hotel" zu empfehlen, oder aber das Ausweichen nach St. Petersburg wenige Meilen in Richtung Süden. „Busch Gardens" findet man in Tampa, 3000 Busch Boulevard. Anfahrt: Aus Richtung Orlando die Interstate 4, dann die Interstate 275 bis Abfahrt 33, aus Richtung Clearwater die Route 60 in östlicher Richtung, dann die Interstate 275 bis Abfahrt 33.

 

Orlando und Umgebung:

Selbstverständlich bietet Florida viel mehr als Tampa und Busch Gardens. Wer allerdings den Moloch Miami meiden möchte, findet auch hier alles, was das Herz begehrt. So kann zum Beispiel St. Petersburg nicht nur mit der größten Sammlung von Gemälden Salvador Dali’s aufwarten, mit dem „International Museum" hat es auch noch einen zweiten Anlaufpunkt der besonderen Art. 1994 eröffnet, dient das ehemalige Kaufhaus heute als Schauplatz für Wanderausstellungen. „Die Schätze des Zaren" und „Ägyptische Kunstschätze" waren in den ersten beiden Jahren Höhepunkte, die in der jeweils ein knappes halbes Jahr dauernden Ausstellungszeit Hunderttausende von Besuchern anzogen. In der übrigen Zeit wird das Museum im Inneren immer komplett umgebaut, um auch von den Räumlichkeiten her das richtige Ausstellungsflair zu geben. Für Kinder und Männer von Interesse ist das „Hands on Museum – Great Explorations", in dem man wirklich an allem (ausgenommen vielleicht die Bediensteten und die Alarmanlagen) herumfummeln darf. Für Naturfreunde ist ein Besuch im „Suncoast Seabird Sanctuary" zu empfehlen, einem weltweit anerkannten Seevogel-Hospital, das vor allem verletzte Pelikane wieder in Schwung bringt, sich aber auch der Rettung gefährdeter Meeresvogelarten gewidmet hat. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Am „Pier" mit seiner auf dem Kopf stehenden fünfstöckigen Pyramide findet man nicht nur zahlreiche Geschäfte und Restaurants, sondern in den Wintermonaten auch die „Bounty" jenes vom Film bekannte legendäre Schiff.

Wer Fisch nicht nur essen (zum Beispiel im „Lobster Pot", einem herausragenden Seafood-Restaurant), sondern die Wasserlebewesen in ihrem natürlichen Element bewundern möchte, findet im Florida-Museum in Tampa beste Voraussetzungen. In dem dreistöckigen Aquarium unter der Glaskuppel wird Floridas natürlich Flora und Fauna am und im Wasser gezeigt. Ebenso sehenswert ist „Ybor City" in Tampa, ein fünf Quadratkilometer großes Areal in der Stadt, wo man noch Manufakturen findet, in denen Zigarren wie von alters her einzeln mit der Hand gedreht werden. Im „Ybor City State Museum" (1818 9th Avenue) findet man nicht nur eine interessante Ausstellung über die Geschichte der Zigarrenmanufakturei, sondern erhält auch Karten des Viertels.

Wenn man bedenkt, dass das eigentliche Herz Floridas in Orlando schlägt, dann will man das angesichts der Vielfalt am Golf von Mexico fast gar nicht glauben. Und doch setzt die Stadt mit den vielen Seen und Parks noch einen drauf. Das liegt nicht nur an der Erlebniswelt von Walt Disney, aber natürlich begründete diese den großen Boom Orlandos, nachdem der erste Vergnügungspark 1971 hier entstanden war. Heute gehören zur 30 Kilometer südwestlich der Stadt gelegenen „Walt Disney World" die Bereiche „Magic Kingdom", „Epcot Center", die „Disney MGM Filmstudios", ein riesiger Wasserpark sowie mit dem „Disneys Animal Kingdom Theme Park" ein Tierpark, der in der Welt wohl seinesgleichen sucht. Auf der weit mehr als 100 Quadratkilometer großen Fläche befinden sich zahlreiche Hotels, die einen kurzen Weg zwischen den Parkbestandteilen ermöglichen. Hier heißt es Geld einstecken, mit etwa 60 Mark pro Kopf und Park ist man dabei, Kinder zahlen nicht wesentlich weniger. Wer von dem Trubel – in der Hauptreisezeit steht man schnell anderthalb Stunden an den einzelnen Attraktionen an – nicht genug bekommen kann, für den lohnt sich ein ab etwa 200 Mark teurer Hopper-Pass, mit dem man von einem Tag bis zu einem Jahr die gesamte „Disney-World" unsicher machen kann.

Orlando selbst kann neben seiner Landschaft nur eine echt Attraktion aufweisen, das Vergnügungsviertel „Church Street Station". Hier ist ein einem ehemaligen Eisenbahndepot ein Einkaufs- und Unterhaltungszentrum entstanden, so man bei Dixieland, Rock’n Roll, Country oder Cancan in jeweils passend eingerichteten Gasthäusern die Nacht verbringen kann. Für Liebhaber des Traubensaftes – hier gibt es einen ausgezeichneten Weinkeller. Wer sich über die Vielfalt der Sehenswürdigkeiten einen Überblick verschaffen möchte, für den lohnt sich ein Besuch im „Visitor Information Center" (8445 International Drive, im Mercado Mediterrean Shopping Village), wo man nicht nur Informationen erhält, sondern auf vergünstigte Eintrittskarten zu vielen Attraktionen. Überhaupt empfiehlt es sich, die überall ausliegenden Prospekte und Karten genau anzuschauen, die hier abgedruckten Gutscheine lassen einen schnell ein paar Dollar sparen, sie sind tatsächlich etwas wert. Was also kann man in Orlando noch machen? Da wäre zum einen das „Wet’n Wild", 6200 International Drive, ein zehn Hektar großer Wasserpark mit Wellenbad, Sandstrand sowie Wasserrutschbahnen von gemütlich bis fast senkrecht. Ein Muss für jeden Filmfreak sind die „Universal Studios Florida", ebenfalls im Bereich des International Drive gelegen (Ausfahrt 30B). Hier trifft man E.T., King Kong, den Weißen Hai, Feivel des Mauswanderer und die Helden aus Filmen wie „Back to the Future", „Jurassic Park" und „Ghostbusters", aber auch Fred Feuerstein und seinen Freund Barny Geröllheimer. Verbunden ist das alles mit amüsanten bis rasanten Fahrten, die den Besuch bei den Filmgrößen zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Die Studios werden übrigens nach wie vor zu Filmaufnahmen genutzt. Weitere Attraktionen sind die wie „Busch Gardens" zur „Anheuser-Busch-Brauerei" gehörende „Sea World" (Ausfahrt 27A oder 28, 7007 Sea World Drive), wo man Shows mit dressierten Killerwalen, Walrossen, Seelöwen, Pinguinen und Delphinen sehen kann. Nicht jedermanns Geschmack, aber trotzdem beeindruckend. Unter Haie kann man sich hier übrigens auch begeben, in einem Acryl-Glastunnel, der unter dem Haifischbecken hindurch führt. Im „Gatorland" kann man die Bekanntschaft mit Alligatoren und Krokodilen machen. Weit aufregender als die alberne Show ist jedoch eine Wanderung durch die naturbelassene Wald- und Wasserlandschaft, in der man die gewaltigen Jäger in ihrer Welt bewundern kann. Nicht versäumen sollte man auch einen Besuch bei „Ripley’s Believe it or not!" – einem Museum der Sinnestäuschungen, des Makabren und der Unglaublichkeiten. Hier steht übrigens auch ein Stück der Berliner Mauer.

Für mich das Beeindruckendste an Florida ist aber an der Ostküste zu finden. Das Kennedy Space Center, bekannt auch als Cape Canaveral, ist nicht nur Hauptstartplatz für die amerikanischen Raumfähren, sondern auch ein Museum, wie man es auf der Welt kein zweites Mal findet. Hier kann man durch den Original-Nachbau eines Spaceshuttles laufen, kann sich unter freiem Himmel riesige Raketen bestaunen und wird bei zwei jeweils zweistündigen Bustouren bis kurz vor die Launch-Pads gefahren, auf denen die Weltraummissionen ihren Anfang nehmen. Das gigantische „Vehicle Assembly Building", wo die Raketen vor dem Start auf überdimensionale Transportfahrzeuge montiert werden, war auch im Film „Apollo 13" zu sehen. Dort zu sein und den Boden zu betreten, von den aus Weltraumflüge starten, ist für einen Science-Fiction-Freak wie mich ein ganz besonderes Erlebnis gewesen, ebenso wie der Augenblick, als ich von Orlando aus den goldenen Schweif der startenden Raumfähre Atlantis am Morgenhimmel gesehen habe. Wie gern wäre ich mitgeflogen.

Thomas BECKER

1995, 1999

Alle Rechte beim Autor, zwischenzeitliche Änderungen möglich

 

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